Facebook bittet zur Kasse, Seitenbetreiber haben das Nachsehen, Traffic Einbruch & Seitensterben vorprogrammiert ?!

Disskussion
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Seit Wochen wundern sich auf Facebook viele User, warum manche Posts nicht mehr wie üblich auf ihrer STARTSEITE erscheinen… Die Admins unterschiedlicher Facebook-Seiten bemerkten zudem schon seit Wochen eine spürbare Verringerung des Traffic; sprich der Likes, Kommentare und Teilungen,… was sich anfangs niemand erklären konnte. Zudem bekamen die Seitenbetreiber teilweise täglich dutzende Mails mit der Frage: „…ich habe Dich schon seit Längerem abonniert und bekomme auf einmal die Posts mehr mehr!“, etc. Was ist also passiert?!

Was für viele Seitenbetreiber anfänglich wie eine technische Panne von Facebook aussah, entpuppt sich nach einer Nachforschung nun recht schnell als gewollte Strategie von Facebook!

Das Ganze nennt sich „Edge Rank“ und ist eine künstlich hervorgerufene Einschränkung des Verbreitungsbereichs der Posts einer Seite.

„Warum das Ganze?“ wird man sich jetzt fragen…
Ganz einfach, es geht um neue Einnahmequellen für Facebook, denn die Admins der Seiten können nun sogenannte „Promoted Posts(https://www.facebook.com/help/promote) bei Facebook kaufen. Das heißt also, dass ein Seitenbetreiber (egal ob privat oder gewerblich) nun dafür Geld ausgeben soll, damit dadurch wieder – wie bisher – alle Fans der Seite regelmäßig auch alle Postings bekommen.

Diese gravierende Änderung in der Facebook-Strategie, die zudem unbemerkt daherkam, ist natürlich auf den ersten Blick eine unschöne Entwicklung… Laut dem Facebook-Werbevideo lässt sich damit die Reichweite einer Seite stark erhöhen. Ja, an sich ja richtig… nur hinkt die Aussage, da Facebook zuerst selbst für eine geringere Reichweite der Seiten gesorgt hat…

Der t3n Blog hat die Kosten schnell mal in seinem Artikel über das Thema zusammengefasst:

„Los geht es mit 5 US-Dollar, mit denen 1.200 Nutzer erreicht werden sollen. In 5-US-Dollar-Schritten geht es dann hoch bis auf 20 US-Dollar, die dann für eine Reichweite von 4.600 Nutzern sorgen sollen. (…) Die Promoted Posts werden dann für drei Tage beworben.“

Facebook muss halt Geld verdienen, das ist ja auch legitim, aber dieses „verlockende Angebot“ der „Promoted Posts“ werden sicher nicht viele Anbieter eingehen und an sich ist es auch wirklich „unverschämt“. Der Endverbraucher soll entscheiden, welche Seite er wie viel sehen möchte! Gerade viele Seitenbetreiber, die Ihre Angebote völlig unentgeltlich und oft aus reinem Spaß betreiben, werden hier nichts investieren können… Zudem wird es durch die verringerte Aufmerksamkeit sicher auch zu einem Seitensterben kommen, da der Lohn Vieler die Anerkennung der User war, deren Anzahl dann natürlich deutlich reduziert wird.

In meinen Augen ist es gerade der Content von nicht gewerblichen Betreibern, welcher Facebook Inhalte verpasst, die man gern mal liest… wenn ich mir jetzt vorstelle primär nur noch gewerbliche Inhalte zu sehen, für die Seitenbetreiber bezahlen, damit ich diese sehe, kann ich ja auch direkt den Shopping-Kanal nebenbei laufen lassen… ich stehe dem Thema somit recht kritisch gegenüber.

Marketer Frédéric Pansch (BA Journalismus & Public Relations) sieht das Thema aus einer anderen Perspektive:
„Natürlich stimmt es, dass Facebook dadurch für eine Traffic-Verringerung verantwortlich ist, aber ich finde es nicht so dramatisch und kann es nachvollziehen. Denn Facebook sucht nach dem IPO sicherlich händeringend nach Möglichkeiten, den eigenen Anteilseignern auch mal ein bisschen die Einnahmenseite zu versüßen. Dass viele Seitenbetreiber illegal urheberrechtlich geschützten Content verbreiten und sich so eine Fangemeinde aufbauen, ist schön und gut, aber 1. basiert das immer noch ausschließlich auf Facebook an sich und 2. ist und bleibt es generell illegal! Daher halte ich FBs Herangehensweise sogar für ABSOLUT legitim, denn die Reichweiten sind auch nur durch das Social-Network ermöglicht worden. Zudem geht es Facebook doch primär nicht darum irgendwelche kleinen Seitenbetreiber zu melken, sondern die Corporate-Geschichten zu monetarisieren. D.h. warum schenkt man seitens Facebook, Coca-Cola, VW, Audi etc. denn Mediareichweite? Dass das Anzeigenverkaufen alleine nicht ausreicht und keinem Aktionär ein Lächeln auf die Lippen zaubert ist wohl allen immer bewusst gewesen.“

Ein paar hundert USD für eine Reichweite von bspw. 500k Fans könnte sich zwar für einige Unternehmen lohnen, aber für viele bedeutet es auch schnell das AUS ihrer Seite. Es bleibt spannend, ob Facebook diese Linie wirklich so beibehält und wie die einzelnen Unternehmen sowie privaten Seitenbetreiber damit umgehen werden.

Mit besten Grüßen aus Essen,
Jan-Philip Ziebold

P.s. Weiterführende Links zu US-Blogs (dort ist die Umstellung bereits früher eingetreten):

– Facebook’s Promoted Posts Rolling Out, Here’s What It Looks Like
http://marketingland.com/facebooks-promoted-posts-rolling-out-heres-what-it-looks-like-12917

– Facebook Launches Promoted Posts, Pay As Little As $5 For More Fans To See Page Content
http://socialfresh.com/facebook-promoted-posts-go-live

5 Kommentare zu „Facebook bittet zur Kasse, Seitenbetreiber haben das Nachsehen, Traffic Einbruch & Seitensterben vorprogrammiert ?!

  1. Hallo
    ich finde das Facebook eine gute Alternative für ein Internet business ist. Man kann ganz gezielt auf die Menschen ankommen.man soll nicht immer nur negative Suchen man soll auch positive Denken.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wendelin

  2. Hallo Gabriele und beste Grüße!

    Das ist zwar korrekt was Du schreibst, aber wir betreuen eine Vielzahl von Facebook-Projekten, so können wir mit Gewissheit sagen, dass der Indikator „Interaktion zwischen Nutzer und Fanseite“ nicht der einzige Grund ist.
    Facebook schaltet gezielt Traffic ab.
    Konkretes Beispiel: Seite X hat seit gut 15 Monaten bei einem Posting mehrere hundert Kommentare und Likes sowie immer gut drei Dutzend Teilungen… der Traffic ging dennoch zurück, die Sichtbarkeit wurde kleiner.. massiv. Da es kein Einzelphänomen ist und zudem sehr zeitnah um die Einführung der kostenpflichten Postings lag, ist ein weitere Indikator mehr als wahrscheinlich…

  3. Edge Rank gab es doch schon immer … das ist kein Grund für Besucherrückgänge. Der Edge Rank verschlechtert sich, wenn die Interaktion zwischen Nutzer und Fanseite zu gering ist, d.h. dann erscheint man auch irgendwann nicht mehr auf der Startseite.

  4. Hallo,

    also ich bin der Meinung, dass hier eine Trennung zwischen gewerblichen Anliegen und privatem Hobby gemacht werden sollte. Nur so währe die ganze Sache fair. Aber was ist heute schon fair.

    freundliche Grüße
    Josef

  5. Als ich den Verweis zu dem Artikel auf Google+ gesehen habe, hab ich zuerst gedacht es handelt sich wieder einmal um eine Ente. Jetzt bin ich doch recht baff. Haben die Jungs vergessen wie sie groß geworden sind?

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