
Hedge-Fonds sollen lange vor Markteinführung vertrauliche Informationen über das iPad von Apple und Umsatzzahlen von AMD erhalten haben. Vier Verdächtige aus Silicon Valley sitzen schon im Gefängnis, weitere Haftbefehle stehen aus, so die heutige Schlagzeile der FTD.de.
Ein gutes Beispiel und eine nette Einführung in meinen heutigen Artikel, denn das Erwähnte ist leider keine Ausnahme, und nur eine kleine Spitze vom Eisberg “Datenschutz”… solche Meldungen gab es in 2010 sehr oft und zeigten ganz klar, dass der Datenschutz viel zu selten ernst genommen wird und absolut noch nicht geregelt ist. Zwar hat Deutschland eines der gründlichsten und restriktivsten Datenschutzgesetze der Welt, aber genau das macht jedoch die Einhaltung der Richtlinien in der Praxis nicht ganz “einfach”… Und das ist noch freundlich ausgedrückt.
Viele Fälle waren 2010 Thema, wie verschwundene Kundendaten-CD’s in Callcentern, Kontodaten die frei verkauft wurden, Opt-In-Probleme & -Änderungen, E-Mail-Spam/Werbeeinwilligung, oder auch spektakuläre Fälle von Zugangsdatenklau, etc. Das alles war und ist leider keine Seltenheit. Datenschutz in Theorie und Praxis sind halt zwei Welten, die noch nicht wirklich synchron funktionieren. So ist es auch wenig verwunderlich, dass selbst unsere Parteien die eigenen Datenschutz-Gesetze missachten. Viele “patzen” (nett gesagt) beim Datenschutz… und nicht nur Parteien, auch andere offizielle Staatsvertreter wie Städte und Gemeinden schlampen im Internet mit den Nutzerdaten ihrer Bürger (siehe auch heute.de Bericht http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/21/0,3672,8172149,00.html)
Ein weiteres aktuelles Beispiel für mangelnden Datenschutz ist der Angriff auf das US-Blog-Unternehmen Gawker, der erst in der vergangenen Woche bekannt wurde. Eine Datenbank mit fast 1,5 Millionen Datensätzen und ungefähr genauso vielen Passwörtern und Nutzernamen, der komplette Quellcode der internen Technik und zahlreiche private Mails und Chats zwischen den Angestellten gingen hier mal eben “weg”.
Aber es ist auch nicht einfach, denn auf der einen Seite steht die Wirtschaft, die sich über Verhaltenskodizes und Selbstverpflichtungen alle Optionen offen halten will, auf der anderen die Datenschützer und Verbraucherverbände, die auf die Selbstbestimmung der Bürger pochen. Und in der Mitte die Politik, die sich nicht entscheiden kann (oder eher will) zwischen strengeren Gesetzen und ihren guten Beziehungen zur Wirtschaft.
Es gibt aber auch viele Dilemma, da könnte man Stunden darüber schreiben und wäre noch nicht am Ende… so z.B. die Nutzung von Sozialen Netzwerken wie Facebook & Co. Das Dilemma hierbei ist, dass viele Menschen zwar von den Vorzügen solcher sozialer Netzwerke profitieren wollen, fühlen sich jedoch unbehaglich bezüglich der Nutzung ihrer persönlichen Daten. Daher stellt sich hier die Frage, in welchem Maß Datenschutzbestimmungen auch in sozialen Netzwerken gültig sein sollen, da freie und einfache Nutzung & konsequenter Schutz hier zwei schwer vereinbare Größen sind…
2011 wird zeigen wohin die Reise geht, ab 2012 greift ja ohnehin die letzte Stufe der Datenschutznovelle aus 2009 und wird das Ganze noch mal alles etwas durchwühlen…. Datenerhebungen werden transparenter gestaltet werden müssen, situationsbezogen angemessen, verständlich und leicht abrufbarer, so der Konsens der meisten Vertreter aller Beteiligten. Zudem sollten, Einwilligungen zur Verarbeitung von Daten generell zeitlich begrenzt werden.
Aber denken Sie nicht, dass mit diesem kurzen Artikel das Thema umfassend beleuchtete wurde, es ist lediglich ein kleines Kratzen am scheinbar unüberwindbaren Berg “Datenschutz”. Aber ich denke Sie konnten dadurch verstehen, dass es ein wichtiges Thema ist und ein Thema, das man nicht mal “eben” löst und vermutlich immer ein Problem darstellen wird in einer immer komplexer werdenden Welt.
Viele Grüße aus Essen, noch viele besinnliche Tage bis Jahresende und wenn wir uns nicht mehr lesen, einen guten Rutsch ins neue Jahr,
Jan-Philip Ziebold