Möglicher Risikofaktor für Bewerber: Social Networks

Politik: mehr Schutz für Arbeitnehmerdaten

Gastbeitrag von Frédéric Pansch

Die Bewerberin sitzt nun in der zweiten Bewerbungsrunde – sozusagen im Recall –  für die Stelle als Junior-Online-Marketing-Managerin. Vor ihr sitzt ein Gremium aus Personaler, Geschäftsführerin und Senior-OMM. Jetzt bloß nichts Falsches sagen. Die Geschäftsführerin scheint überzeugt von den Qualifikationen und dem Auftreten der Bewerberin. Beim Verlassen des Gespräches hat die Bewerberin ein sehr gutes Gefühl. Als eine Woche später eine schriftliche Standardabsage kommt, ist die Bewerberin am Boden zerstört.

Weit mehr als „nur“ Bewerbungsunterlagen

Was diese fiktive Bewerberin nicht wusste: neben ihrem Lebenslauf, ihrem Bewerbungsanschreiben, ihren Referenzen und dem persönlichen Eindruck wurden auch weitere Fakten zu ihr gesammelt und bewertet. Die Bilder des letzten Ibiza-Urlaubs mit ihren Freundinnen und den vielen Urlaubsbekanntschaften bildeten hier eine fundierte Grundlage, um sich ein soziales Profil von ihr zusammen zu reimen und reichte dem Entscheidergremium aus, um einen unsteten Lebenswandel anzunehmen. In Kombination mit anderen Bewerbern mit ähnlichen Qualifikationen aber ohne negative Ansatzpunkte im Internet war die Absage vorprogrammiert.

Arbeitgeberrecherchebasis Social Networks

Schon lange vor einem Bewerbungsgespräch haben Firmen heutzutage die Möglichkeit gezielt Informationen über Bewerber zu sammeln und zusätzlich zu den Bewerbungsunterlagen als Entscheidungsgrundlage heranzuziehen. Allen voran bilden hier soziale Netzwerke eine fundierte Recherchebasis. XING Facebook, meinVZ, WKW & Co. können gezielt genutzt um genaue Informationen über Arbeitnehmer (und solche, die es werden wollen) einzuholen. Gerade nicht so versierte Nutzer dieser sozialen Netzwerke wissen nicht, dass sie jedem X-beliebigen  Zugriff auf private Daten gewähren, wenn sie nicht restriktiv mit ihren Privatsphäreeinstellungen umgehen. Während dies bei XING geradezu gewünscht ist, da es sich um ein Karrierenetzwerk für berufliche Zwecke handelt, sind die anderen Netzwerke meistens eher privater Natur und werden auch überwiegend so genutzt.

Politik diskutiert besseren Datenschutz für Angestellte

Nach einem Bericht der „Berliner Zeitung“ (Montagsausgabe) äußerte sich Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)  am vergangenen Wochenende auf einer Tagung der evangelischen Akademie in Tutzing dazu, dass der Arbeitnehmer-Datenschutz grundlegend verbessert werden müsse. Neben den Gesundheitstests, die bei einigen Unternehmen zum Standardbewerberverfahren gehören, bei denen bspw. Blutproben der Bewerberinnen und Bewerber verlangt werden, war der kritische Fokus auf das Thema Recherche in sozialen Netzwerken gerichtet. Hier sieht die Ministerin Handlungsbedarf. Internetrecherchen mit frei zugänglichen Informationen seien legitim; solche Recherchen jedoch, bei denen sich der zukünftige Arbeitgeber in ein Netzwerk einschleiche, um Bewerberinnen und Bewerber auszuforschen, möchte die Ministerin zukünftig unterbinden.

Social Networks als Bewerber nutzen

Was nun die Politik im Bereich der Arbeitgeberonlinerecherche auf den Plan ruft, ließe sich seitens der Bewerberinnen und Bewerber eigentlich relativ einfach unterbinden, beziehungsweise für die eigenen Zwecke nutzen. Stellen wir uns vor, unsere fiktive Bewerberin aus der Einleitung, hätte sich vorher Gedanken über eine mögliche Recherche des potentiellen zukünftigen Arbeitgebers gemacht. Sie hätte beispielsweise den Schutz ihrer Privatsphäre in den sozialen Netzwerken so einstellen können, dass man von außen nichts von ihr gefunden hätte und auch innerhalb des Netzwerkes nur persönliche Freunde Einsicht in ihre Daten gehabt hätten. Der Königsweg wäre natürlich gewesen, wenn die Bewerberin statt Minuspunkten, Pluspunkte durch ihre digitale Selbstdarstellung hätte sammeln können. Hätte sie bei einer „offenherzigen“ Privatsphäre-Einstellung beispielsweise ihre gemeinnützigen Tätigkeiten kombiniert mit Bildern von offiziellen Anlässen wie der Diplomabschlussfeier gezielt in soziale Netzwerke einfließen lassen, wäre das Fremdbild, das sich für die Personaler ergab, natürlich ein ganz anderes gewesen. Dies hätte dann in umgekehrter Weise wirken können und sie hätte wegen der guten Qualifikation und dem seriösen Fremdbild die Stelle bekommen.

Tipps für die Privatsphäreeinstellungen in Social Networks

Eine Studie des Fraunhofer Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT Privatsphärenschutz in Soziale-Netzwerke-Plattformen von 2008 beschreibt im Kapitel 8, wie sich Nutzerinnen und Nutzer von Social Networks vor einer ungewollten Transparenz schützen können.

Der Stern hat im Rahmen des Onlineratgebers „Zehn Tipps zum Selbstdatenschutz“ eine fundierte Übersicht zum Thema veröffentlicht.

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